Ein Markenzeichen des urwüchsigen Alsdorfer Karnevals ist seit Jahrzehnten die Prinzengarde. Dieses Bild aus dem Jahr 1990 zeigt Präsident Toni Baumanns, der bis zum Jahr 2000 durch Sitzungen führte, und die Broichbachlerchen.
Eine Gesellschaft der ersten Stunde im Alsdorfer Karneval ist die Prinzengarde, die offiziell 1950 gegründet wurde. Doch eigentlich begann ihre Geschichte bereits Anfang der dreißiger Jahre, als nämlich in Alsdorf zum ersten Mal eine öffentliche "Kappensitzung" stattfand: Es war die 1929 unter dem damaligen Kaplan Hilmer gegründete Kolpingfamilie, die den Karneval damals aus der Taufe hob. Mit Unterstützung der Kolpingfamilie in Düren ging unter Sitzungsleitung von Paul Uwer im Saal des Kasinos Anna die erste große Kolpingsitzung über die Bühne.
Nach einer langen Unterbrechungszeit während des Nationalsozialismus und des folgenden Weltkrieges führten die Überlebenden 1948 ihre karnevalistischen Aktivitäten fort.
Unter der Führung von Präses Johannes Roderburg und mit erneuter Unterstützung der Dürener Kolpingfamilie begann der Neuanfang.
Theodor Helpenstein, damals der Hauptinitiator närrischen Treibens in der Bergbaustadt, überredete die aktiven Karnevalisten der Kolpingfamilie, eine eigene Garde zu gründen und selbstverständlich auch einen Stadtprinzen zu küren. Nach ersten Kontakten mit Franz Nießen, Willi Kessel und Toni Baumanns im Jahr 1949 wurde die Session 1959 mit Otto I. (Kühlen) gefeiert. Begleitet wurde der Prinz von elf Gardisten aus den Reihen der Kolpingfamilie: Die Prinzengarde war geboren.
Auf einer "Märchenbühne" präsentierte sich die Prinzengarde in wunderschönen Kostümen. Motto: - Es war einmal -.
Von nun an war die Prinzengarde eigenständig, blieb allerdings der Kolpingfamilie und den einstigen Förderern aus Düren eng verbunden. Der erste Präsident war Franz Nießen, der 1953 von Toni Baumanns, dem damaligen Mitpräsidenten, abgelöst wurde.
Toni Baumanns hatte dieses Amt bis zum Jahre 2000 inne und darf so als der eigentliche Ziehvater der Prinzengarde gelten.
Die Sitzungen der Prinzengarde haben in den vergangenen 50 Jahren unzählige Menschen erfreut und zum Lachen gebracht. Besonders die Tatsache, dass alles "selbstgestrickt", also mit eigenen Kräften gestaltet wird, macht den Charme dieser Sitzungen aus. In jedem Jahr gibt es ein anderes Motto. Die lokalen Ereignisse und Prominenten werden sorgfältig das ganze Jahr hindurch beobachtet, um dann - karnevalistisch aufbereitet - ordentlich durch den Kakao gezogen zu werden. Seit vielen Jahren werden die Sitzungen sechs oder sogar sieben Mal aufgeführt. Das verlangt den Aktiven enorm viel ab. Innovativ zeigte sich die Prinzengarde dadurch, dass sie als erste Gesellschaft die äußere Form der Sitzungen lockerte. Statt des traditionellen Elferratstisches gibt es ein lockeres Bühnenarrangement, immer dem jeweiligen Sitzungsmotto angepasst.
Aus zwei Herolden, die den Prinzen 1952 ankündigten, wurde im Laufe der Jahre ein eigenes Fanfarenkorps, das den Prinzen bis heute zu fast allen Auftritten begleitet. Das Fanfarenkorps hat inzwischen sein eigenes Showprogramm entwickelt. Außerdem wird die Prinzengardensitzung seit 1967 von einem vierstimmigen Chor, den eigens gegründeten Broichbachlerchen, musikalisch unterstützt. Ihnen hat besonders Herbert Brendt über viele Jahre seinen Stempel aufgedrückt. Sie wurden zum unverwechselbaren Markenzeichen der Sitzungen.
Hoch aud dem gelb-blauen Wagen: Die Prinzengarde im Rosenmontagszug.
Doch auch hinter der Bühne agieren eigene Kräfte. Die Gruppe "Bühne und Wagen" sorgt seit 1971 für den schönen Schein auf der Bühne der heutigen Stadthalle und für den Wagen beim Rosenmontagszug.
Nach dem Tod ihres Leiters Josef Kuchen bekam die Baugruppe Professionelle Unterstützung vom Bühnenbildner des Aachener Stadttheaters, Matthias Stevens.
Kennen Sie diesen Herrn auf dem Foto rechts? Klar, werden Sie sagen: Das ist doch Telly Savalas alias Kojak. Der Mann mit dem Lolly.
Auch er gastierte bei den Sitzungen der Prinzengarde.
Hinter der Glatze und der phantastischen Aufmachung steckte 1976 Präsident Toni Baumanns!
1980: Präsident Toni Baumanns verabschiedet seinen Bruder, den Büttenredner Ferdi Baumanns (rechts) nach erfolgreichem und umjubeltem Auftritt von der Bühne. In der Mitte Helmut Boßhammer.
Zu Gast bei der Prinzengarde ist natürlich immer das amtierende Prinzenpaar, wie hier 1981 Toto Beckers mit Prinzessin Bärbel und Gefolge.
Letzter Auftritt im Casino: Natürlich wird auch der Bau der Stadthalle von der Prinzengarde auf die närrische Schippe genommen. Wir schreiben das Jahr 1989.
Über Jahrzehnte hindurch werden die Prominenten herrlich-schön verulkt: 1992 trifft es Bürgermeister Helmut Janus (Zweiter von rechts) und Stadtdirektor Helmut Puchert.
1998 werden Prinz Jürgen Wirtz und Prinzessin Heike auf der Prinzengarde-Bühne sogar "untersucht" - ausgerechnet, wo Jürgen Wirtz doch Arzt ist!
Bettgeschichten: Auch sie hat es bei der Prinzengarde gegeben: Trudi Herten (links) und Margot Königsmann haben seit Jahren - wie hier 2000 - die Lacher auf ihre Seite